Hessi fliegt nach Birmingham
Die Entscheidung, nach Birmingham zu fliegen, traf ich recht spontan und unerwartet. Ja, ich weiß, ich bin nicht gerade dafür bekannt, ein spontaner Mensch zu sein! Und dennoch – als ich auf Facebook davon las, dass eine meiner Lieblingsbands als Vorband in Birmingham spielen würde, war der Flug so gut wie gebucht. Ich hatte nicht damit gerechnet, die Band jemals live sehen zu können, da sie ihre musikalische Karriere zwischenzeitlich auf Eis gelegt hatte. Tja, was soll ich sagen? Ein lang gehegter Wunsch war zum Greifen nah und ich wollte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen.
Also buchte ich einen Flug und eine Übernachtung in einem Hotel in der Nähe des Ortes, an dem das Konzert stattfinden sollte. Am Tag der Anreise war ich furchtbar nervös. Oli hatte mich zum Flughafen gebracht – er war krank geworden und konnte mich daher nicht begleiten.
Der Flug ging über Frankfurt nach Birmingham.
Die Suche nach dem Hotel
Nachdem ich in Birmingham gelandet war, musste ich noch mit dem Zug fahren, um ins Stadtzentrum zu gelangen. Ich hatte mir im Vorfeld bereits Zugtickets gekauft, sodass ich diese an einem entsprechenden Automaten nur noch ausdrucken musste. Ein Hoch auf die Technik!
Die eigentliche “Schwierigkeit” bestand darin, von der Ankunftshalle des Flughafens zum Bahnhof, von dem mein Zug abfahren würde, zu gelangen. Der Flughafen in Birmingham ist – gelinde ausgedrückt – ziemlich riesig. Auf mich allein gestellt wanderte ich also durch die Gänge, bis ich eine Art “Hochbahn” entdeckte, die direkt zum Bahnhof führte. Man kann es sich als eine Art langsame Bahn auf höher gelegten Schienen vorstellen. Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten, allerdings war es eine recht komfortable Methode, den Weg zu den Zügen zurückzulegen.
Nachdem ich die eigentliche, etwa halbstündige Zugfahrt ins Stadtzentrum hinter mich gebracht hatte, traf ich auf der völlig überlaufenen, bunten, lauten Station “Birmingham New Street” ein. Auf der Karte hatte der Weg bis zu meinem Hotel sehr kurz und einfach zu finden ausgesehen, als ich dann allerdings die Station verließ, war ich völlig orientierungslos. Du musst wissen, dass ich ein ziemliches Landei bin. Großstädte können mich mitunter überfordern.
Nachdem ich festgestellt hatte, dass ich in die falsche Richtung unterwegs war, kehrte ich um und fand schließlich mein Hotel. Ich checkte ein und war – nun ja – leicht enttäuscht, als ich mein Zimmer betrat, für das ich circa 100€ für eine Nacht bezahlt hatte. Es sah leicht heruntergekommen und abgewohnt aus und die Tür ließ unten einen großen Spalt offen. Der Spalt versprach mir eine unruhige, hellhörige Nacht.
Vorerst waren mir die Unannehmlichkeiten des Hotels allerdings gleichgültig. Das Konzert stand kurz bevor! Ich zog mich um und machte mich auf den Weg zur Barclaycard Arena, die etwa fünf Gehminuten von meinem Hotel entfernt lag.
Was soll ich sagen, das Konzert war super! Ich hatte mir im Vorfeld noch ein Meet&Greet gekauft und konnte die Band somit ganz aus der Nähe erleben. Das war für mich ein wahnsinnig tolles und prägendes Erlebnis!
Auf dem Weg zurück zum Hotel kam ich an einem Pub vorbei, der eher den Eindruck einer schmuddeligen, aber gemütlichen Kaschemme am Hafen erweckte (direkt daneben floss eine Art Kanal an den roten Backsteinmauern der Häuser entlang, darum erinnerte der Ort mehr an eine Küstenprovinz als an eine englische Großstadt). Drinnen saßen die Menschen eng zusammen und unterhielten sich und lachten lautstark.
Im Hotel angekommen, legte ich mich schlafen. Wie jedoch bereits befürchtet, sorgten der Spalt unter der Tür und die dünnen Wände dafür, dass ich am nächsten Morgen 5:30 Uhr von einem streitenden Paar geweckt wurde und nicht wieder einschlafen konnte.
Also stand ich auf, checkte aus und machte mich auf den Weg zu einer Erkundungstour. Schließlich wollte ich noch etwas von der Stadt sehen, bevor ich am Nachmittag schon wieder zurück nach Deutschland fliegen musste.
Birmingham - Eine Stadt zwischen Historie und moderner Kunst
Wenn man eine gewöhnliche, unaufgeregte Stadt bereisen möchte, ist man in Birmingham an der falschen Adresse. Ich muss zugeben, dass ich längst nicht so viel gesehen habe, wie ich mir gewünscht hätte, aber dennoch hat die Stadt mich irgendwie berührt.
Direkt vor meinem Hotel befand sich der Centenary Square, wo man unter anderem die Library of Birmingham, das Birmingham Repertory Theatre und die Symphony Hall findet. Zu gerne hätte ich die Bibliothek besucht, allerdings hat diese am Wochenende nicht geöffnet. Die Architektur dieses Gebäudes ist ebenso exzentrisch wie modern und ich bin überzeugt, dass es im Inneren noch beeindruckender aussehen muss.
Auf dem Centenary Square befindet sich außerdem die Hall of Memory, ein Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges.
Danach führte mein Weg weiter zum Victoria Square, auf dem sich das Birmingham City Council befindet. Unterwegs begegnete ich einer Straßenmusikerin, die so faszinierende und wunderschöne Musik spielte, dass es mir die Tränen in die Augen trieb. Insgesamt muss ich sagen, dass man in Birmingham eher wenigen alten Menschen begegnet ist. Ich weiß nicht, ob das nur ein subjektiver Eindruck war, aber die Stadt strahlte eine gewisse Jugendlichkeit aus.
Als ich auf dem Weg zum Cathedral Square war, wurde mir erst bewusst, dass in der gesamten Innenstadt keine Autos unterwegs waren. Doch das wirklich Verrückte war, dass es auch keine befahrbaren Straßen gab. Später habe ich dann gelesen, dass das gesamte Zentrum untertunnelt ist, die Autos fahren also unterirdisch. In den Tunneln gibt es dann wohl auch kaum Ampeln, sodass man als Autofahrer viel schneller voran kommt und als Fußgänger nicht auf Autos achten muss. Grandios, oder?
Die wenige Zeit, die ich in Birmingham verbracht habe, hat dennoch ausgereicht, um festzustellen, dass die Stadt definitiv eine Reise wert ist! Sie mag nicht so bekannt und gehypt wie London sein, dennoch steht Birmingham dieser Metropole in nichts nach und hat in jedem Fall mehr Beachtung verdient!
Bis bald, Hessi