London - Von Glanz und Glamour keine Spur
Tag 3 - Kreuzfahrt Nordeuropa
Irgendwie scheinen meine Familie und Freunde allesamt recht interessiert daran gewesen zu sein, ob ich denn in der Hauptstadt Englands die Queen getroffen hätte. Darum möchte ich euch diese Frage zuerst beantworten: Natürlich nicht. Ob ich es gewollt hätte? Wahrscheinlich auch nicht. Gut, kommen wir nun zum Wesentlichen.
Unsere erste Station der Kreuzfahrt durch Nordeuropa war Southampton. Von dort wurden wir mit einem Reisebus in das zwei Fahrstunden entfernte London gebracht.
Es war bereits mein zweites Mal in der Stadt, dennoch aber war es faszinierend, mit dem Bus an den vielen Sehenswürdigkeiten vorbeizufahren. Die Fotos sind leider allesamt etwas wackelig geworden, da ich sie aus dem Busfenster heraus gemacht habe. Hoffentlich verleihen sie dir trotzdem einen kleinen Einblick:
Bei London denkt man gleichzeitig irgendwie immer an den Big Ben, den Buckingham Palace, von Menschenmassen überströmte Squares und Fashion und Lifestyle, soweit das Auge reicht. Denn hier scheinen verschiedene Welten aufeinanderzuprallen: das verschnörkelte, spießige Adelsgeschlecht und die hippe, linksgerichtete, aber längst nicht mehr verpönte Popkultur. Um eines vorwegzunehmen: ich habe keine dieser beiden Welten kennengelernt. Leider.
Eigentlich gestaltete sich unser Tagesausflug als langer Spaziergang an der Themse entlang. Wir hatten einen Ausflug auf eigene Faust gebucht, der nur den Bustransfer vom Hafen in Southampton nach London beinhaltete. Die Aufenthaltszeit, die uns zur Verfügung stand, war allerdings nicht sehr lang. Somit entschieden wir uns dafür, in Richtung der Tower Bridge zu laufen.
Das, was uns am meisten auffiel, waren die unzähligen Jogger. Unermüdlich rannten sie in teuer aussehender, eng anliegender Trainingskleidung an uns vorbei. Menschen, die unsere Gesellschaft perfekt verkörpern: Workaholics, die etwas von der Work Life Balance erzählen, in ihrer kostbaren Freizeit allerdings einer Beschäftigung nachgehen, die ihren Körper in die Form bringen soll, die gesellschaftlich akzeptiert wird. Ja, das darf gerne als kleine Kritik aufgefasst werden.
Wir ließen uns allerdings nicht aus der Ruhe bringen und behielten unser gemäßigtes Tempo bei. So kamen wir zwar langsamer vorwärts, konnten jedoch die Umgebung besser beobachten. So bemerkten wir die Millennium Bridge – die Brücke über die Themse, die im 5. Teil der Harry Potter Filme zu sehen ist. Für uns als Fans war das natürlich ein großes Highlight.
Nach einiger Zeit des Laufens bogen wir auf eine Seitenstraße ab, um etwas zu Essen zu kaufen. Und ich muss sagen, dass wir beide ziemlich überrascht waren, was für einen ungepflegten, düsteren Eindruck die Stadt abseits der Hauptverkehrswege macht. An den Häuserwänden lagen Müllberge herum, und wegen der Hochhäuser drang kaum Sonnenlicht zu uns vor. Wir kauften schließlich überteuerte Sandwiches und kehrten an die Themse zurück.
Unsere Zeit war schon fast vorüber und so mussten wir uns kurz darauf wieder auf den Weg zum Treffpunkt machen. Zumindest haben wir noch eine rote Telefonzelle gefunden, die ein perfektes Fotomotiv abgab.
Zum Großteil wird es zwar der wenigen Zeit geschuldet sein, die wir in London verbracht haben, allerdings wurde die Stadt meinen Erwartungen nicht gerecht. Keine Queen, kein Glanz und Glamour, noch nicht einmal rebellierende Punks, die London seinen als einzigartig gepriesenen Charme verleihen. Vielleicht bin ich auch einfach nicht die richtige Person für Städtetrips (ich habe den Lärm und die Enge schon immer gehasst). Vielleicht wird London allerdings auch einfach mehr gehypt und verehrt, als es verdient hat.
Am Nachmittag, als wir in den Bus zurück in den Hafen nach Southampton stiegen, begann es ein wenig zu regnen. Wenigstens ein bisschen Authentizität konnte sich London also doch bewahren.