Leidenschaft Reisen
Mein Weg von der Urlauberin zur Individualtouristin
Ich verreise sehr regelmäßig, für gewöhnlich ein- bis zweimal pro Jahr. Dabei habe ich auch schon viele verschiedene Formen der Reise ausprobiert: Ich lag faul an wunderschönen Stränden herum, bis ich Sonnenbrand bekommen habe, ich bin mit einem Kreuzfahrtschiff über die Ozeane geschippert und ich habe den höchsten Vulkan Europas erklommen.
Dabei ist mir aufgefallen, dass sich die Menschen, denen man unterwegs begegnet, grob in zwei Kategorien einteilen lassen: Es gibt die Urlauber und die Reisenden.
Die Urlauber - Baden, Sonnen und All-Inclusive
Die Urlauber, das sind diejenigen, die wegfahren, weil sie abschalten und entspannen wollen. Diesen Typus Mensch trifft man meistens mit krisensicherer Ausrüstung (Schirme, Strandmuscheln, Berge von Handtüchern, Tauchausrüstung, Sandspielzeug für die Kinder, Bälle, Hüte, Sonnencreme) am Strand oder am Pool an.
Der Familienvater muss morgens um fünf Uhr aufstehen, damit die Familie sich die besten Liegen reservieren kann. Das All-Inclusive-Angebot des Hotels, in dem die Urlauber nächtigen, wird rege genutzt, am Buffet wird sich großzügig bedient und die Kellner werden stündlich herbei gewunken, um eine neue Runde Cocktails zu bestellen. Diese Menschen machen Urlaub, weil es eben dazu gehört. Doch viel mehr als die Hotelanlage sehen die Urlauber nicht.
Die Reisenden - Authentizität und Action
Dann wäre da noch der Reisende. Diese Person möchte so viel wie möglich vom ausgewählten Urlaubsland sehen. Dabei ist keine Aktivität zu verrückt und kein Ausflug zu gefährlich. Seien es Jeep-Touren, Safaris, Fallschirmsprünge, Segelausflüge oder Bergwanderungen: Der Reisende hat alles schon erlebt.
Die Unterkunft des Reisenden ist meist einfach und billig, hier hält er sich sowieso nur zum Schlafen auf. Gespeist wird unterwegs, damit so viele einheimische und traditionelle Speisen wie möglich ausprobiert werden können.
Wie ich meine Liebe zum Urlaub machen entdeckte
Ich bin schon früh mit dem Verreisen in Kontakt gekommen. Meine Eltern sind beide in der ehemaligen DDR aufgewachsen, somit haben sie hautnah miterlebt, wie es ist, in seiner Freiheit eingeschränkt zu werden. Nachdem die Mauer, die Ost- und Westdeutschland getrennt hatte, 1989 gefallen war, entbrannte in meinen Eltern das Reisefieber. Sie hatten viel nachzuholen und begannen, die fremden Länder zu entdecken, zu denen ihnen der Zutritt so lange verwehrt geblieben war.
Ich kam 1993 zur Welt und bereits mit zwei Jahren bin ich zusammen mit meinen Eltern nach Spanien geflogen. Danach folgten weitere regelmäßige Urlaube, meistens auf Mallorca oder Kreta.
Natürlich haben meine Eltern bei der Auswahl der Hotels immer darauf geachtet, dass es umfangreiche Unterhaltungsangebote für Kinder, einen großzügigen Pool und einen hoteleigenen Strand gibt. Als Kind wollte ich auch nicht viel mehr als Schwimmen, Toben und Schlafen. Urlaub stand für mich in Verbindung mit Spaß ohne Ende. Ich spürte schon früh, dass die Menschen irgendwie glücklicher waren, weit weg von Zuhause. Dieses Glücksgefühl ging auf mich über. Die Hotelanlagen haben wir im Urlaub nur selten verlassen. Aber das wollte ich auch gar nicht, denn für mich war am wichtigsten, dass ich den ganzen Tag im Wasser planschen kann.
Ich würde sagen, dass meine Familie und ich zu diesem Zeitpunkt die typischen Urlauber waren. Die Erholung und das Seele baumeln lassen stand für uns im Vordergrund und ein Urlaub war erst perfekt, wenn man den ganzen Tag faul auf seiner Liege herumgelegen und mindestens 5kg zugenommen hatte.
Der Wendepunkt - Rhodos 2018
Auch als Erwachsene habe ich den regelmäßigen Urlaub beibehalten. So kam es, dass ich für den Oktober 2018 mit Oli zusammen eine Reise auf die griechische Insel Rhodos gebucht habe. Das Hotel, für das wir uns entschieden haben, war ein Fünf-Sterne-Resort direkt am Strand mit All-Inclusive-Verpflegung. Ich habe mir einen richtigen Urlauber-Urlaub vorgestellt, also chillen rund um die Uhr, viel essen und ab und zu mal im Pool oder im Meer schwimmen gehen.
Jedoch wurde meiner Vorstellung ein Strich durch die Rechnung gemacht – wofür ich im Nachhinein sehr dankbar bin! Oli stellte sich nämlich unsere Reise nach Rhodos ein bisschen anders vor.
Oli ist ein absoluter Geschichts-Freak. So war es für ihn ein Muss, dass wir in unserem Urlaub einen Ausflug nach Rhodos Stadt machen, denn dort stand einst eines der Sieben Weltwunder der Antike, der Kollos von Rhodos. Als er mir von seinen Vorstellungen berichtete, bekam ich ein ungutes Gefühl im Bauch. Ein Ausflug mit dem Bus? Und das in einem fremden Land, dessen Sprache wir nicht beherrschen? Auf eigene Faust in eine Stadt fahren, die wir nicht kennen? Das lag meilenweit außerhalb meiner Komfortzone. Und dennoch ließ ich mich schließlich zu diesem Vorhaben überreden, aber unter der Bedingung, dass wir an den restlichen Tagen im Hotel bleiben und relaxen würden.
Ein Spaziergang mit Folgen
Auf Rhodos angekommen wurde es Oli nach einem ganzen Tag am Pool ziemlich langweilig. Er drängte mich dazu, dass wir doch einen Spaziergang unternehmen könnten, um die Umgebung zu erkunden. Widerstrebend willigte ich schließlich ein, denn so ein kleiner Spaziergang konnte schließlich nicht schaden. So könnte ich wenigstens bei der nächsten Mahlzeit noch mehr am Buffet zuschlagen.
Also liefen wir los und kamen nach einer Weile in dem beschaulichen Städtchen Kolymbia an. Dort gab es viele Geschäfte und Restaurants. Dann erreichten wir bald eine wunderschöne Bucht. Der Strand war malerisch und das Wasser ganz ruhig. Ich bedauerte es fast ein wenig, dass ich meine Badesachen nicht mitgenommen hatte. Oli wollte umkehren, aber dann entdeckte ich einen Weg, der hinauf auf den Felsen führte, der die Bucht umschloss. Also wanderten wir hinauf.
Oben angekommen, tat sich vor uns ein ganz besonderer und einmaliger Anblick auf. Wir konnten die Bucht und das türkisfarbene Meer überblicken. Und das beste war, dass dort oben kaum eine Menschenseele war. Ich verlor mich komplett in dieser Aussicht und das erste Mal in meinem Leben spürte ich in meinem Herzen ein Gefühl von Freiheit, das ich so noch nicht kannte. Meine Gedanken waren im Hier und Jetzt gefesselt. Ich stand dort oben auf diesem Berg, vollkommen alleine (nur Oli war da) und die Schönheit der Natur war zum Greifen nah.
Die Angst, meine Komfortzone zu verlassen, war wie weggeblasen. Ich war so überwältigt von dem Moment, dass ich an gar nichts anderes denken konnte als daran, dass ich so etwas noch ganz oft erleben möchte. Und mein Herz war voll von Dankbarkeit. Ich war Oli so dankbar, dass er mich dazu überredet hatte, diesen Spaziergang zu unternehmen. Denn sonst hätte ich womöglich niemals herausgefunden, dass es mir Spaß macht, auf Entdeckungstour zu gehen. Dass ich gerne Aussichten genieße. Dass ich nicht bloß auf meiner Liege am Pool liegen und das Land, in dem ich mich befinde, verpassen möchte.
Die Idee für meinen Blog war geboren
So wurde ich zu einer Reisenden, einer Individualtouristin, die es liebt, auf eigene Faust die Natur und die Landschaft zu entdecken. Die es liebt, Wanderungen zu unternehmen und die dazu auch gerne mal ihre Komfortzone verlässt.
Und so kam es auch, dass ich meinen Blog ins Leben rief – um anderen zu zeigen, wie viel Spaß es machen kann, etwas auszuprobieren. Wie schön es ist, die Besonderheiten und die Schönheit eines Landes zu erkunden. Und weil ich meine besten Tipps für die Orte mit dir teilen will, die ich bereits erkundet habe.