Paris – Die Stadt der Liebe zeigt sich von ihrer schmutzigen Seite

Paris - Die Stadt der Liebe zeigt sich von ihrer schmutzigen Seite

Tag 4 - Kreuzfahrt Nordeuropa

Nachdem ich aus London mehr oder weniger enttäuscht auf unser Schiff zurückgekehrt war, setzte ich umso größere Hoffnungen auf die nächste Station der Kreuzfahrt: Paris. Die als “Stadt der Liebe” gefeierte Destination musste einfach mehr zu bieten haben, da war ich mir sicher. Schließlich sieht man überall in den sozialen Netzwerken Bilder von der Stadt, auf denen verliebte Pärchen oder wunderschöne junge Frauen in romantischen Posen mit verspielter Kleidung in ein Licht getaucht sind, das mehr an einen Märchenwald erinnert als an eine Weltmetropole. 

Für diesen Tag hatten wir wieder einen Ausflug auf eigene Faust gebucht, der nur den Bustransfer vom Anlegepunkt unseres Schiffes in Le Havre nach Paris beinhaltete. Diesmal dauerte die Fahrt noch länger – über 3 Stunden – und das war etwas nervenaufreibend. Überall auf der Autobahn (heißt das in Frankreich auch so?) gab es Stationen, an denen unser Bus anhalten musste, bevor wir das Go zum Weiterfahren erhielten. Ich glaube, die Stationen waren so etwas wie Maut-Stellen, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Die Fahrt verlängerte sich durch das ständige Anhalten jedoch um ein Vielfaches.

Aufgrund der großen Entfernung zwischen Le Havre und Paris war unsere Aufenthaltszeit in der Hauptstadt Frankreichs äußerst knapp bemessen. Wir entschieden uns also dafür, mit der U-Bahn zum Eiffelturm zu fahren.

Bevor ich meine Geschichte fortsetze, solltest du etwas Wichtiges über mich erfahren. Ich bin ein Landei. Ein waschechtes Mädchen vom Land. Ich bin in einem 1000-Seelen-Dorf aufgewachsen und lebe dort bis heute. Großstädte sind nicht so mein Ding, besonders, wenn sie laut und überfüllt sind. Sicherlich fragst du dich, warum ich dann eine Kreuzfahrt gebucht habe, die mehrere Städtetouren beinhaltet. Nun, was soll ich sagen? Die Erkenntnis, dass Reisen in Großstädte mich nicht so glücklich machen wie Offroad-Urlaube mit einsamen Landschaften kam mir erst später. 

Unser Bus spuckte uns im Stadtzentrum von Paris aus und wir stürmten schnell zur nächstgelegenen U-Bahn-Station. Wir hatten schließlich keine Zeit zu verlieren. Zum Glück reichten meine eher schmalen Französisch-Kenntnisse aus der Schule noch dafür aus, den Fahrplan zu entziffern, sodass wir in die richtige Bahn einstiegen.

Eine katastrophale U-Bahn-Fahrt

Oli würde jetzt genervt die Augen verrollen, aber du kennst diese Geschichte noch nicht, also werde ich sie an dieser Stelle erzählen: Mein U-Bahn-Erlebnis in Paris:

Wir stiegen also in die besagte U-Bahn ein. Wer in Deutschland öfter mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, der weiß, dass es dort eigentlich immer recht ruhig zugeht. In Paris war das komplett anders. Mit uns stieg ein älterer Herr ein, der eine fahrbare Drehorgel (bei mir heißen die Teile “Leierkasten”) mit sich führte. Als sich nun die Türen schlossen und der Zug sich in Bewegung setzte, begann der Mann seine Drehorgel zu spielen. Und es war laut. Sehr laut. Die U-Bahn wurde schneller und schneller, ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass eine U-Bahn so schnell fahren kann. Mir wurde etwas mulmig zumute, so hatte ich mir keine romantische Bahnfahrt vorgestellt. Das Zugabteil quietschte und knarrte wegen der halsbrecherischen Geschwindigkeit, ich klammerte mich mit schwitzigen Händen an meiner Haltestange fest und das ohrenbetäubende Gedudel der Drehorgel ließ mich fast verrückt werden. Plötzlich begann das Licht im Zug zu flackern, bis es schließlich vollends ausging. Das Gedudel jedoch lief unbehelligt weiter. Als das Licht für einen kurzen Moment wieder anging, sah ich nur den verschreckten Ausdruck im Gesicht meiner Freundin. Das Abteil holperte und ruckelte über die Schienen und ich hatte den Eindruck, dass es entgleisen würde, wenn die Bahn nur noch ein wenig schneller fahren würde. Wenn das überhaupt möglich war. Alles wackelte so sehr, dass ich mich kaum mehr festhalten konnte. Und das Gedudel hörte einfach nicht auf. Als der Zug endlich anhielt, flüchtete ich regelrecht nach draußen. Das war die schlimmste U-Bahn-Fahrt meines Lebens. Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte und unser Anschlusszug einrollte, stellte ich fest, dass die U-Bahnen Gummiräder hatten. Gummiräder! An einer U-Bahn! Ist das zu fassen? Wenn du weißt, was es damit auf sich hat, hinterlasse mir unbedingt einen Kommentar unter dem Beitrag, ich würde wirklich gerne mehr darüber wissen.

Wir wollten hoch hinaus und sind doch am Boden geblieben

Nachdem wir endlich – und unbeschadet – am Eiffelturm ankamen, war ich vollkommen überwältigt. Ich wusste ja, dass der Turm groß und hoch sein musste, aber ich war trotzdem überrascht von seinen tatsächlichen Ausmaßen. Der Platz, auf dem der Eiffelturm steht, ist unglaublich riesig. Und eine wahre Flut an Menschen wuselte dort herum. 

Eigentlich hatten wir vorgehabt, den Eiffelturm zu besteigen, aber die Schlange war viel zu lang. Also begnügten wir uns damit, Fotos von unten zu machen. Das war gar nicht so leicht, denn der Turm ist wirklich groß! 

Ich muss allerdings sagen, dass nicht die romantische Stimmung aufkam, die viele Bilder von Paris vermitteln wollen. Inmitten der Menschenmassen kann man wohl auch kaum einen zweisamen Moment erleben. Zum Zeitpunkt der Reise war ich sowieso noch Single. 

Die Stadt der Liebe hüllt sich in ein Kleid aus Schmutz

Wir schlenderten also noch ein wenig durch die Straßen von Paris, um die Stadt näher kennenzulernen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass wir uns das hätten sparen können.

Sobald wir die Touristenpfade verließen, verwandelte sich Paris – übertrieben gesprochen – in eine dreckige, stinkende, zwielichtige Gosse. In allen Ecken lagen Berge von Müll, es stank nach Urin und Alkohol und seltsame Gestalten trieben sich herum und flüsterten miteinander. Ich hatte eigentlich gedacht, dass mich nach der U-Bahn-Fahrt nichts mehr schocken könnte, aber ich war schon recht negativ überrascht, in welchem Licht sich die Stadt nun präsentierte.

Außerdem gab es unzählige Männer, die kleine Miniatur-Eiffeltürme als Andenken verkaufen wollten. Sie hatten Unmengen von diesen Dekoartikeln bei sich. Wir – zwei junge Frauen, die ganz offensichtlich Touristinnen waren – schienen ein ganz besonders attraktives Ziel für diese Verkäufer darzustellen. Teilweise ließen sie sich überhaupt nicht abwimmeln. Sie stellten uns nach, redeten ununterbrochen auf uns ein, überschritten die Grenzen meiner Komfortzone. Romantisches Ambiente, gemütliches Schlendern durch die Straßen? Unter solchen Umständen absolute Fehlanzeige.

Ganz bestimmt gibt es in Paris unzählige schöne Orte, leider haben wir diese während unseres Ausfluges nicht gefunden. 

Der Louvre, den wir uns unbedingt ansehen wollten, war an diesem Tag übrigens geschlossen.

Paris – Die Stadt der Liebe zeigt sich von ihrer schmutzigen Seite

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